Kinder lernen in der Spielscheune der Geschichten fremde Kulturkreise kennen
Persisches Frühlings- und Neujahrsfest mit Linsen, "kleinen Feuern", den "Steinen im Fluss" und den "Haft Sin"
Neu-Allermöhe. Manche sagen „Nouvruz“, andere
sprechen es „Nouruz“ aus. Streng übersetzt bedeutet das Wort „Neuer Tag“. Doch
im Iran feiert man am 21. März nicht einen neuen Tag, sondern einen neuen
Frühling. Wie bunt und abwechslungsreich das „Nouruz“-Fest aussehen kann,
erfuhren über 50 Kinder und ihre Eltern in der Spielscheune der Geschichten.
Programmorganisatorin Ulla Moser hatte sich sechs Helferinnen von HometownGlory ins Haus eingeladen. Anne Wangrin von Hometown
Glory hielt zunächst eine Flagge hoch. „Welche Fahne ist das?“ wollte Ulla
Moser vom Nachwuchs wissen. Und siehe da: „Die iranische!“ wusste ein Mädchen
sogleich. Bemerkenswert, denn in der Spielscheune fand sich nicht ein „echter“
Iraner. Dafür aber Afrikaner, Polen, Russen, Türken und Deutsche. „An Nouruz
werden viele kleine Feuer in den Straßen angezündet“, erzählte Moser, „und die
Mutigen springen über diese Feuer hinweg. Das soll Glück bringen.“ Da in der
Spielscheune keine Feuer gelegt werden konnten, durften die Kinder stattdessen
über ein buntes Seil hinweghüpfen. Später erfuhren sie, wie Linsen im
Originalzustand aussehen. „ Die Iraner schmeißen diese Linsen in den Fluss,
denn nach ihrem Glauben haben die Sprossen der Linsen Krankheit und Unglück
eingefangen“, erklärte Moser. Mit in den Fluss würden auch Steine geworfen –
als Symbole für Sorgen, die man loswerde. Die Kinder erhielten Bälle, die sie
symbolisch über ihre Schultern in einen „Fluss“ von Turnmatten werfen konnten.
Begeistert schleuderten sie die Wurfgeschosse von sich. Schließlich erfuhr der
Nachwuchs etwas über die „Haft Sin“ („Sieben S“). Im Spielschiff suchten die
Kinder nach versteckten Bildern von Gegenständen, die im Persischen mit „S“
anfangen: „Sekke“ (Münzen), Sib –
(Apfel), Somach (ein persisches Gewürz), Sombol (Hyazinthen), Sir (Knoblauch),
Sabsi – („Grünzeug“, Gemüse) und Serke (Essig). Jeder Bestandteil der Nouruz-Tafel
symbolisiert etwas Positives: Der Apfel etwa Gesundheit. Für Coskun Üresin war
das alles nicht neu. Er kannte das Frühlingsfest aus seiner türkischen Heimat,
wo es „Nevroz“ heißt. „Ich finde toll, dass die Kinder hier an andere Kulturen
herangeführt werden“, sagte er. Und während seine Kinder Ela (7) und Elise (3)
fleißig nach den „Haft Sin“ suchten, erläuterte er: „Ich komme aus Bramfeld und
bin mit meiner Frau Doreen Stephan eigentlich wegen eines Kindergeburtstages
hier. Ich war erst skeptisch, weil ich dachte, dass die Kinder hier nur Spielzeug
zur Verfügung gestellt bekommen. Aber dieses Konzept finde ich richtig gut.“
Britta Franz konnte da nur zustimmen. „Ich war ja schon mal in der
Spielscheune. Da ist mir positiv aufgefallen, dass das Team sich etwas
Lehrreiches einfallen ließ. Das gefiel mir“, sagte sie. Tochter Lucia (6) sah
sich derweil die Linsen an. „Natürlich machen nicht alle von unseren Angeboten
Gebrauch“, räumte Ulla Moser ein. „Aber wem es gefällt, der erzählt es weiter.“
Der Erfolg gibt dem Team Recht: Im
Durchschnitt besuchen die Spielscheune mittlerweile 230 Personen aus den
unterschiedlichsten Nationen pro Tag.
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