Nach 60 Jahren schulfrei : 36 ehemalige Pennäler kommen zum Klassentreffen ins Curslacker Landhuus
Curslack. Es war die Zeit der Volksschulen. 58 Schüler in
einem Klassenverband bildeten keine Ausnahme. Mädchen und Jungen lernten
weitgehend getrennt. Die ABC-Schützen in Curslack zwängten sich hinter alte
Klappbänke, hatten Holzpantoffel an den Füßen und standen stramm, als der
Lehrer ins Klassenzimmer kam. Hochdeutsch kam für die „Plattsnackenden“ als
erste Fremdsprache daher. Im Winter musste jedes Kind mindestens ein Brikett
mit in die „Penne“ bringen, damit die Klasse nicht im Kalten paukte. Und die einzige
Klassenfahrt führte nach Ratzeburg. Daran teilnehmen konnten aber nur jene, die
ein Fahrrad besaßen. Denn Busreisen waren unfinanzierbar.
An diese harte aber auch schöne Zeit erinnerten sich knapp
40 ehemalige Schüler der Volkschule Curslack-Neuengamme bei ihrem Klasentreffen
im Curslacker Landhuus. „Hab ich dich eigentlich schon begrüßt?“ lautete die
Frage des Abends. Währenddessen machten alte Fotos die Runde.
60 Jahre liegt der letzte Schultag des Jahrgangs ’37 jetzt zurück. Für
ein achtköpfiges Organisations-Team Anlass genug, die ehemaligen Mitschüler mal
wieder „zusammenzutrommeln“. Ilse
Burmester, Marga Hähnel, Christa Röhr, Helmut Heitmann, Fritz Marxen,
Otto Putfarcken sowie Claus Grimm und Lebensgefährtin Irmtraud Schäfer hatten
53 Briefe verschickt. Mit Erfolg: Prompt erhielten sie 36 Zusagen. Den
weitesten Anfahrtsweg nahm Karsten Timmer aus Pfullingen (bei Reutlingen) auf
sich. „Leider sind 20 unserer ehemaligen Klassenkameraden schon verstorben“,
bedauerte Claus Grimm. Dafür hielten die Anwesenden umso mehr Anekdoten parat.
Heinz-Herbert Steffen (75) erinnerte sich etwa noch gut an Klassenlehrer Hugo
Telge. „Obwohl er kurz vor der Pension stand, machte er uns beim Sport noch was
vor. Am Seil hochklettern konnte nur er.“ „Ja, da hatte er den Dreh raus“,
bestätigte Claus Grimm. „Allerdings hatte er auch eine ganz eigene Art, seinen
Schülern zum Geburtstag zu gratulieren: ein Rohrstockschlag pro Lebensjahr!“
Heute könne man drüber lachen, so Grimm. Damals habe man sich aber erst mal
dran gewöhnen müssen. Obwohl die ersten Jahre der Schulzeit in die Kriegsjahre
fielen, erinnert sich Heinz-Herbert Steffen kaum an Angstzustände. „Im
Gegenteil“, sagt er heute noch. „Als Kind war das ein großes Abenteuer. Immer,
wenn die Ehefrau des Schulleiters Otto Heimann von ihrer Privatwohnung zu uns
ins Klassenzimmer runterkam und vor ‚Luftgefahr’ warnte, jubelten wir.“ Dann
hätten die Schüler nämlich auf den schnellsten Weg nach Haus gedurft -
schulfrei für den Resttag inbegriffen.
An den acht Mädchen, die wegen Platzmangels in der Mädchenklasse zur
„Männergemeinschaft“ stießen, habe sich man sich nicht interessiert. Otto
Putfarcken (74): „Das kam erst später.“ Später sei aus der Volksschule, die am
heutigen Kindergarten gewesen sei, dann auch die Zentralschule am heutigen
Seniorenheim neben der Kirche geworden. Obwohl es immer wieder Zu- und Abgänge
gegeben habe, sei das Gros der einstigen ABC-Schützen über neun Jahre hinweg im
Klassenverband zusammengeblieben. Und das schweißt auch zusammen. Lehrer Telge
wäre heute stolz auf seine „Racker“. So faul wie er immer dachte, waren sie
nämlich nicht. Aus ihnen sind etwa Land- und Gastwirte, Diplom-Ingenieure,
Handwerker oder Pastoren geworden. Und eine Gemeinschaft, die sich immer noch
gern trifft. Wohl nicht zum letzten Mal. „Das letzte Klassentreffen war 2002.
Zehn Jahre wollen wir für das nächste Klassentreffen dann nicht mehr warten“,
meinte Grimm.So sahen einige früher aus |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen