Bettina Hellmann und Leo Bassi |
Clown oder geschmackloser Klamauk?
Leo Bassi zieht mit seinem "Utopia" durch die Lande
Hamburg-Bergedorf. Ein Happy- End nach 15 Jahren.
Überglücklich nimmt Bettina Hellmann ihr .Autogramm entgegen. Das Treffen mit Leo Bassi schon vor der Show ist der absolute Kick für die Bergedorferin: „Seit
ich ihn das erste Mal auf der Bühne erlebt habe, wollte ich ihn wieder sehen.
Doch leider waren Leos Auftritte immer zu weit weg.“ Diesmal nicht. Diesmal
präsentiert Bassi sein Programm „Utopia“ anlässlich der zehnten Bergedorfer
Kabarett-Wochen im „Haus im Park“. „Ich wohne nur zwei Straßen weiter. Da
musste ich dabei sein“, sagt Bettina Hellmann. Irgendwie symptomatisch für das
Umfeld des 60jährigen Anarcho-Clowns. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Der
gebürtige New Yorker hat glühende Verehrer und ebensolche Hasser. Auch in
Bergedorf spaltet Bassi sein Publikum. Schon kurz nach Show-Beginn verlässt ein
Ehepaar den Saal, während sich andere gerade in Begeisterung steigern.
Miniatur-Figuren, die Bassi zu Bankern erklärt und auf eine Video-Leinwand groß
projizieren lässt, um sie dann in Kuhmist einzuhüllen, sind halt nicht
jedermanns Sache. Ebenso das Maltraktieren eines Matchbox-Autos, ein
Lamborghini: Mit einem riesigen Vorschlaghammer drischt Bassi auf das Spielzeug
ein, bis es platt ist wie eine Flunder. „Oh, da war noch jemand drin. Ein Hund?
Nee, nur Berlusconi!“ seufzt er erleichtert.
Bassis Welt ist einfach: Die
Reichen sind die Bösen, die in der Wüste Golf spielen. Die Guten kommen aus der
Arbeiterklasse. Um Letzteren eine Freude zu machen, schnappt sich Bassi einen
Golfschläger und legt ein rohes Ei bereit, das als Ballersatz die „versnobte
Mittelklasse“ treffen soll – an die vorderen Reihen teilt er schon mal
Plastikschutzhüllen aus. Natürlich sind die Eier, die er dann ins Publikum
befördert, doch nicht echt, und Spielchen mit echtem Feuer nur halb so gefährlich,
wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Schocktherapie gehört zu Bassis
Konzept. Hier soll gefühlt werden.
Aber das allein wäre nicht einzigartig.
Bassi schafft es jedoch in einer beispiellosen Art, Ernsthaftigkeit und Klamauk
zu überlagern. Die ganze Ambivalenz des Daseins wird gewahr, als er von seinem
Großvater erzählt. Der Opa tötet im Zweiten Weltkrieg Hunderte von Menschen.
Dann aber rettet er einen Hund, der zwischen die Fronten gerät. „Die Deutschen
haben mich nicht abgeknallt, weil sie Hunde lieben“, soll er gesagt haben. Auf
der Leinwand erscheint das Bild des Großvaters: Er trägt ein Hunde-Imitat auf
dem Kopf. Sein Motto: „Wer einen Hund auf dem Kopf trägt, sieht nicht so
gefährlich aus.“ „Schräger Humor kann sich vererben“, mag man da denken. Erst
gegen Ende der Show schlüpft Bassi ins traditionelle Clowns-Kostüm. „Dichtung
und Magie sind der Welt abhanden gekommen“, konstatiert er und fordert eine
Genmanipulation, die Vierbeiner durch den Raum fliegen lässt, während sie
philosophieren. Nur eine Variante seines „Utopia“. Wie man dort hinkommt? Indem
man die Unschuld einer Plastikente verinnerlicht. Und gelassen bessere Zeiten
abwartet. Denn die werden kommen. Na, dann.
Im Fangespräch |
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