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Dienstag, 3. April 2012

Bettina Hellmann und Leo Bassi


Clown oder geschmackloser Klamauk?
Leo Bassi zieht mit seinem "Utopia" durch die Lande

Hamburg-Bergedorf. Ein Happy- End nach 15 Jahren. Überglücklich nimmt Bettina Hellmann ihr .Autogramm entgegen. Das Treffen mit Leo Bassi schon vor der Show ist der absolute Kick für die Bergedorferin: „Seit ich ihn das erste Mal auf der Bühne erlebt habe, wollte ich ihn wieder sehen. Doch leider waren Leos Auftritte immer zu weit weg.“ Diesmal nicht. Diesmal präsentiert Bassi sein Programm „Utopia“ anlässlich der zehnten Bergedorfer Kabarett-Wochen im „Haus im Park“. „Ich wohne nur zwei Straßen weiter. Da musste ich dabei sein“, sagt Bettina Hellmann. Irgendwie symptomatisch für das Umfeld des 60jährigen Anarcho-Clowns. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Der gebürtige New Yorker hat glühende Verehrer und ebensolche Hasser. Auch in Bergedorf spaltet Bassi sein Publikum. Schon kurz nach Show-Beginn verlässt ein Ehepaar den Saal, während sich andere gerade in Begeisterung steigern. Miniatur-Figuren, die Bassi zu Bankern erklärt und auf eine Video-Leinwand groß projizieren lässt, um sie dann in Kuhmist einzuhüllen, sind halt nicht jedermanns Sache. Ebenso das Maltraktieren eines Matchbox-Autos, ein Lamborghini: Mit einem riesigen Vorschlaghammer drischt Bassi auf das Spielzeug ein, bis es platt ist wie eine Flunder. „Oh, da war noch jemand drin. Ein Hund? Nee, nur Berlusconi!“ seufzt er erleichtert. 
Bassis Welt ist einfach: Die Reichen sind die Bösen, die in der Wüste Golf spielen. Die Guten kommen aus der Arbeiterklasse. Um Letzteren eine Freude zu machen, schnappt sich Bassi einen Golfschläger und legt ein rohes Ei bereit, das als Ballersatz die „versnobte Mittelklasse“ treffen soll – an die vorderen Reihen teilt er schon mal Plastikschutzhüllen aus. Natürlich sind die Eier, die er dann ins Publikum befördert, doch nicht echt, und Spielchen mit echtem Feuer nur halb so gefährlich, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Schocktherapie gehört zu Bassis Konzept. Hier soll gefühlt werden
Aber das allein wäre nicht einzigartig. Bassi schafft es jedoch in einer beispiellosen Art, Ernsthaftigkeit und Klamauk zu überlagern. Die ganze Ambivalenz des Daseins wird gewahr, als er von seinem Großvater erzählt. Der Opa tötet im Zweiten Weltkrieg Hunderte von Menschen. Dann aber rettet er einen Hund, der zwischen die Fronten gerät. „Die Deutschen haben mich nicht abgeknallt, weil sie Hunde lieben“, soll er gesagt haben. Auf der Leinwand erscheint das Bild des Großvaters: Er trägt ein Hunde-Imitat auf dem Kopf. Sein Motto: „Wer einen Hund auf dem Kopf trägt, sieht nicht so gefährlich aus.“ „Schräger Humor kann sich vererben“, mag man da denken. Erst gegen Ende der Show schlüpft Bassi ins traditionelle Clowns-Kostüm. „Dichtung und Magie sind der Welt abhanden gekommen“, konstatiert er und fordert eine Genmanipulation, die Vierbeiner durch den Raum fliegen lässt, während sie philosophieren. Nur eine Variante seines „Utopia“. Wie man dort hinkommt? Indem man die Unschuld einer Plastikente verinnerlicht. Und gelassen bessere Zeiten abwartet. Denn die werden kommen. Na, dann.

Im Fangespräch


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